Support: Teen Jesus & the Jean Teasers
Es gebe natürlich einen Unterschied zwischen Spaß haben und glücklich sein, sagt Frontmann Justin Young. Darum liegt das sechste Album seiner Band The Vaccines genau dazwischen. „Pick-Up Full Of Pink Carnations“, das im Januar erscheint, trieft nur so vor Spaß – zehn Songs in etwas mehr als einer halben Stunde, vollgepackt mit Hooks, Melodien und Pop-Smartness –, erforscht aber auch das, was passiert, wenn uns das echte Leben im Stich lässt, egal was wir der Welt mit unseren Instagram-Stories erzählen. Es geht um Verlust und darum, damit fertig zu werden. Nicht unbedingt um Trauer, sondern darum, eine Entwicklung zu verstehen, und das nicht nur im romantischen Sinne. Es geht um verlorene Träume, unterstrichen von dem Austritt des Gründungsmitglieds und Gitarristen Freddie Cowan, der die Band verlassen hat, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Dennoch fanden sich The Vaccines durch diese Veränderung gestärkt, auch, weil es das erste Mal war, dass sie die Aufnahmen selbst finanzierten, ohne einen Vertrag mit einem Major-Label zu haben. Der Titel des Albums stammt von einem falsch erinnerten Text in Don McLeans „American Pie“, der bei Young einen Gedankengang auslöste. Dieser ikonische Song handle, erzählt Young, von der Enttäuschung über Amerika und den amerikanischen Traum und das Gefühl, dass etwas gestorben ist. „Ich schätze, ich habe mich mit ähnlichen Dingen auseinandergesetzt. Das alles spitzte sich zu, als verschiedene Beziehungen endeten. Das war die Saat, aus der dann das Album gewachsen ist.“ Das Besondere an der neuen Vaccines-Platte ist, dass komplizierte Gefühle wie Ambivalenz, Zweifel, Angst, vielleicht auch etwas Scham in Popsongs verpackt werden, die wie ein Brausebrunnen sprudeln. Das mache es leichter, sich weniger allein zu fühlen. Darum klingt jeder Track auf „Pick-Up Full Of Pink Carnations“ so, als wenn er eine Single sein sollte. Was aber unter anderem auch daran liegt, wie die Band schon immer die Songs ausgewählt hat, die auf ihre Alben kommen. Es wird nicht viel über den Fluss und die Botschaft geredet. Stattdessen stimmen die Mitglieder über ihre Lieblingssongs ab. Im Studio wurden sie von Produzent Andrew Wells unterstützt, der dem klassischen, von 60er Jahren inspirierten und durch New Wave gefilterten Gitarrenpop einen sehr modernen Glanz verliehen hat. Genau den können Fans im Januar live erleben, wenn The Vaccines das erste Mal seit 2018 endlich wieder zu uns auf Tour kommen.
präsentiert von Loft, Kulturnews, Piranha, START und MusikBlog.de